Did You Know?
Der Klang von Wasser
Wer hätte gedacht, dass Wasser so eine große psychologische Wirkung auf uns haben kann? Von Entspannung über Stressabbau bis hin zur Verlangsamung des Herzschlages können Wasserklänge die menschliche Wahrnehmung und Gesundheit beeinflussen.
Kreativität in der Dusche
Die besten Ideen kommen oft unter der Dusche. Ist das wahr oder nur ein Gerücht? Tatsächlich deuten Studien darauf hin, dass dieses Phänomen kein Gerücht ist. Sogar der große griechische Mathematiker Archimedes hatte eine seiner besten Eingebungen, als er ein Bad nahm. Sein Triumphruf „Eureka!“ ist bis heute berühmt.
Gehen wir in der Zeit zurück …
Die Frage nach dem Ursprung dieser Wirkung führt uns zurück in die Zeit unserer Entstehung und kann durch die Evolution erklärt werden. Damals standen plötzliche, laute und ungewohnte Geräusche für Gefahr, während natürliche Klänge hingegen nicht auf Gefahren hindeuteten. So signalisierten z. B. Schreie die Anwesenheit eines wilden Tieres und versetzten sogar die Schlafenden in Alarmbereitschaft. Auch heute wachen Menschen eher durch unregelmäßige Störungen auf, wie etwa durch das Klingeln eines Telefons, als durch regelmäßige Lärmmuster, wie etwa das Geräusch einer Autobahn. Das stetige Plätschern von Wasser steht somit für die Abwesenheit von Gefahr und hat im Ergebnis eine beruhigende Wirkung auf uns, weil es andere Hintergrundgeräusche übertönt.
Wasser als Trend
Die Entdeckung dieser Wirkung ist mittlerweile zu einem großen Trend geworden, wie man an den zahlreichen Apps sieht, die diesen Effekt aufgreifen. Beispielsweise spielt die App „Sleep Cycle“, die den Schlafrhythmus eines Menschen misst, beruhigende Hintergrundgeräusche ab. Auch Spotify und YouTube bieten zahlreiche, stundenlange Tracks und Playlists mit Wasserklängen an, die beim Einschlafen oder zur Steigerung der Konzentration helfen sollen.
In dieser Hinsicht gehört der Klang von Wasser unter anderem zum Trend ASMR. „Autonomous Sensory Meridian Response“ (ASMR) bezeichnet die Erfahrung eines kribbelnden, als angenehm empfundenen Gefühls, das durch Klänge oder andere Sinnesreize ausgelöst werden kann. Seit 2014 werden immer mehr Videos und Tonaufnahmen online gestellt, die dieses angenehme Gefühl hervorrufen sollen. Dazu gehören etwa Flüstern, knirschender Kies, das Rascheln von Papier, das Tippen von Fingern und natürlich alle möglichen Wassergeräusche.
Wasserklänge und städtische Flächen
Aber behält Wasser seine positive Wirkung auch in Verbindung mit anderen lauten Geräuschen bei? Es werden dazu Experimente im städtischen Raum durchgeführt, da der Verkehrslärm hier fester Bestandteil der Umgebung ist. Die Frage, die sich einige Forscher stellen, lautet: Können die angenehmen Klänge des Wassers die unangenehmen Verkehrsgeräusche neutralisieren?
Die Antwort ist ein klares Ja! Bis zu einem gewissen Grad ist selbst das möglich. Denn je angenehmer das Plätschern ist, desto angenehmer ist die Gesamtsituation.
Der Tauchreflex
Und das ist bei Weitem nicht die einzige Eigenschaft: Bereits der bloße Kontakt mit Wasser hat erwiesenermaßen eine positive Wirkung auf Menschen. Er wird als „Tauchreflex“ bezeichnet und kann besonders bei Neugeborenen beobachtet werden. Sobald sich die Gesichtshaut unter Wasser befindet, setzt die Atmung aus, der Herzschlag verlangsamt sich und der Blutkreislauf wird zentralisiert. Diese Reaktion wird durch eine Anregung des sogenannten Parasympathikus im menschlichen Nervensystem ausgelöst. Dadurch wird die Sauerstoffzufuhr zu den überlebenswichtigen Organen reduziert, sodass wir länger unter Wasser bleiben können. Diese Wirkung wird sogar gezielt zur Hilfe bei Panikattacken eingesetzt.
Dabei wird das Gesicht mit Wasser besprüht oder einige Sekunden lang in ein Becken mit Wasser getaucht, um den Herzschlag zu verlangsamen. Auch beim Treiben auf der Wasseroberfläche werden die aktiveren Gehirnwellen gebremst, während Theta-Gehirnwellen einen meditativen Zustand der Ruhe ermöglichen.
Wo man auch hinsieht, überrascht uns Wasser nach wie vor mit seiner eindrucksvollen Wirkung auf unsere Sinne. Es ist nicht nur lebensnotwendig, sondern trägt auch durch seinen Einfluss auf die Sinne entscheidend zu Gesundheit und Wohlbefinden bei.